Die Idee

Kommunen erproben flexible Planungs-Instrumente für gemeinsame Regionalentwicklung

„WEBWiKo“ macht kommunale Planung flexibel, nachhaltig und kooperativ. Gemeinsam mit fünf Kommunen im Bremer Raum entwickeln Wissenschaftler aus Stadtentwicklung und Informatik in Zusammenarbeit mit dem Kommunalverbund ein Tool, das verlässliche Prognosen für Bevölkerungswandel, Wohnraum und soziale Infrastruktur ermöglicht. Es ist der Grundstein für abgestimmte und zukunftsgerichtete Planungen. Das Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) fördert das Projekt im Rahmen von „Kommunen innovativ“. Diese Fördermaßnahme unterstützt Kommunen, die im Verbund mit Wissenschaft nachhaltige Strategien für Ortsentwicklung, Infrastruktur und öffentliche Dienstleistungen erforschen und anwenden. Ihr Fokus dabei: Ein verantwortungsvoller Umgang mit Land- und Flächenressourcen.

Nebeneinander von Wachstum und Rückgang

Wie in vielen Ballungsräumen in Deutschland sorgt der demografische Wandel auch in der Region Bremen für gegenläufige Entwicklungen auf engem Raum: Überalterung, Bevölkerungsrückgang und drohender Leerstand auf der einen Seite stehen wachsenden Bevölkerungszahlen aufgrund von Zuwanderung in einem Maße gegenüber, dass kaum noch Bauland vorhanden ist und soziale Infrastrukturen zu überlasten drohen. Diese räumlich und sachlich eng verflochtenen Entwicklungen stellen die Kommunen der Region vor neue Herausforderungen. Sie erfordern eine verstärkte Zusammenarbeit in der kommunalen und regionalen Planung. Die Planung neuer und die Auslastung bestehender Infrastruktur wie Kindertagesstätten, Schulen oder Wohnbauflächen einer Kommune betrifft nicht nur die Kommune vor Ort, sondern auch die Nachbarstädte und -gemeinden sowie die Region als Ganze.

Der Kommunalverbund Niedersachsen/Bremen e. V. hat deswegen zusammen mit dem ILS Institut für Landes- und Stadtentwicklungsforschung, dem OFFIS Institut für Informatik, der regio gmbh und dem Statistischen Landesamt Bremen das Projekt WEBWiKo initiiert. Gemeinsam mit sechs Praxiskommunen werden Werkzeuge entwickelt, die Fachplanerinnen und -planern aus unterschiedlichen Bereichen dabei helfen werden, die kommunale Entwicklung an den demografischen Wandel anzupassen, Wechselwirkungen zu betrachten und die Planung leichter interkommunal auszurichten.  

Die Instrumente

Unterstützt durch Fördermittel des Bundeministeriums für Bildung und Forschung soll zunächst eine einheitliche, verlässliche und kleinräumige Datenbasis in den Themenfeldern Bevölkerung, Wohnen und soziale Infrastruktur geschaffen werden, die allen teilnehmenden Kommunen zentral in einem sogenannten "Data Warehouse" (einer zentralen Datensammlung) zur Verfügung gestellt wird. Mithilfe eines Analyse-Clients wird die flexible Zusammenstellung der Datenbestände und der Export für die Verarbeitung in anderen Programmen ermöglicht.

Hierauf aufbauend wird ein Instrument entwickelt, das den Nutzern eine interaktive Erstellung und Analyse von Bevölkerungsprognosen ermöglicht. So kann z.B. Einfluss auf die zugrundeliegenden Parameter und Annahmen genommen werden. Für die Kitabedarfsplanung im Speziellen wird zusätzlich ein sogenanntes Wirkungsszenario erstellt. Dadurch wird es möglich sein, für diese Planung basierend auf weiteren Fachdaten wie z. B. die genehmigten Plätze der Einrichtungen, spezifische Szenarien durchzuspielen und die Planung besser ausrichten zu können.

Neuartig ist bei diesem Ansatz, dass die Prognosen auf sehr kleinräumiger Ebene erstellt werden, das heißt mindestens Ortsteilebene. Angestrebt wird zudem eine valide Disaggregation der Prognoseergebnisse auf das 500m-INSPIRE-Raster. Dies ist möglich, da in dem Prognoseansatz Einzeldaten der Einwohnermeldeämter benutzt werden. Außerdem sollen in der Prognose die Modellierung der regionalen Wanderungen besser gesteuert und verschiedene Szenarien erstellt werden können, z B. basierend auf der Entwicklung von Bauland in den einzelnen Kommunen.

Die Ergebnisse und Analysen werden in zwei verschiedenen Werkzeugen zur Verfügung gestellt: Für Fachanwender mit Erfahrungen in der Erstellung und Auswertung von Bevölkerungsprognosen wird ein Expertentool entwickelt. Für kommunale Anwender, kommunalpolitische Akteure oder auch Bürger wird ein „Demografie-Dashboard“ gebaut, das die Prognosen grafisch und kartografisch aufbereitet und sich durch seine niedrigschwelligere Nutzung vom Expertentool unterscheidet.

Tests in Reallaboren

Während der gesamten Entwicklungsphase wird eng mit den Praxispartnern zusammengearbeitet. Gerade in der Anfangsphase fanden viele Gespräche statt, in denen die individuellen Bedarfe der unterschiedlichen Kommunen abgefragt wurden. Projektbegleitend besteht eine Steuerungsgruppe, die sich in regelmäßigen Abständen trifft und die bisherigen Ergebnisse konstruktiv diskutiert.

Kontakt

Kommunalverbund Niedersachsen/Bremen e.V.
Delmegarten 9
27749 Delmenhorst

Alice Blanksma
Projektmanagerin
  04221 98124-21
  blanksma@kommunalverbund.de

WEBWiKo – der Film